1928 - Extratonnenabschlagen in der Drift hinter dem Warmbad (Restaurant Swantewit) zum Mecklenburger Dorftag
Wenn die Reiter vor dem Tonnenabschlagen durch das Dorf ziehen, um ihre Mitglieder zu würdigen und den König abzuholen, haben sie auch die Standarte dabei, eine Flagge, die den Brauch zeigt. Ihre Geschichte beginnt in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg.
Der Wustrower Brauch des Tonnenabschlagens hat eine über 190-jährige Tradition auf dem Fischland und ist am besten im Jahr 1832 dokumentiert. Damals berichtete das "Freimüthige Abendblatt" in Schwerin über das Fest, bei dem Männer die Tonne mit Knüppeln schlugen, bis sie zerstört war. Die Tradition begann am Pfingstfest, mit einer mit grünen Zweigen geschmückten Tonne, an der eine Krampe befestigt war. Musik und festlich geschmückte Reiter zogen durch das Dorf, um die Feier zu eröffnen.
Nach vielen Schlägen wurde der letzte Rest der Tonne abgeschlagen, und derjenige, der es schaffte, wurde der neue König des Festes. Die Feier endete mit Tanz und Jubel. Schon drei Jahre später, 1835, bat der damalige Drost Carl von Dorne um Unterstützung für das Fest beim Großherzog. Sowohl das Gesuch als auch die Antwort sind im Landeshauptarchiv Schwerin erhalten geblieben.
Quelle: Fischländer Tonnenfeste · Gunther Lübbe
In diesem reich bebilderten Band werden Tonnenfeste vorgestellt. Der Uneingeweihte wird sich fragen:
Was ist denn das, ein Tonnenfest?
Bei diesem wichtigsten Fischländer Volksfest, das 1832 erstmalig erwähnt wurde, wird vom Pferd aus eine leere hölzerne Tonne zerschlagen, und dabei werden mehrere Könige ermittelt.
Höchster Würdenträger ist der Tonnenkönig, das ist derjenige Reiter, dem es gelingt, das letzte Stück der Tonne abzuschlagen.
Die Tonnenfeste wurden früher Pfingsten und um Johanni im Juni begangen, werden heute aber während der Hochsaison durchgeführt, um den Gästen unserer Küstenlandschaft den Brauch zu zeigen. Zum besseren Verständnis widmet sich der Autor den geschichtlichen Wurzeln des Brauches, die bis ins Mittelalter zurückreichen. Am Beispiel Ahrenshoop wird die heutige Brauchdurchführung beschrieben.
Die Geschichte der einzelnen Abschlagorte wird dargelegt und auf interessante, spannende und lustige Episoden hingewiesen.
Tonnenreiter Egon Archut · Quelle: privat
Wenn die Reiter vor dem Tonnenabschlagen durch das Dorf ziehen, um ihre Mitglieder zu würdigen und den König abzuholen, haben sie auch die Standarte dabei, eine Flagge, die den Brauch zeigt. Ihre Geschichte beginnt in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg.
Die Nachkriegszeit war für Deutschland eine schwere Zeit. Trotzdem wollte man feiern.
I
Im Jahr 1920 begann in Wustrow nach der kriegsbedingten Unterbrechung wieder das Tonnenabschlagen, das am 27. Juni bei bestem Wetter stattfand. 11 Reiter nahmen teil.
Stäbenkönig wurde Ernst Lindemann, die Krone des Tonnenkönigs holte sich Karl Schrader. Geritten wurde wieder in der Großen Straße (heute die Strandstraße) die immer noch unbefestigt war und so für das Abschlagen bestens geeignet.
Den Tonnenreitern fehlte eine Standarte, die sie bei ihren Festen mitführen konnten.
Sie besaßen zwar eine Landesflagge, aber eine Flagge, die sich auf ihr Fest bezog, die hatten sie nicht. Im Jahre 1924 wandten sie sich mit einem Brief an den Großherzog von Mecklenburg - Schwerin, der längst abgedankt hatte, aber aus ihrer Sicht noch immer ihr Ansprechpartner war.
Das Schreiben hat folgenden Wortlaut:
„Wustrow, d 1.11.1924
Sr. Königl. Hoheit Großherzog Friedrich Franz IV zu Mecklenburg Als Sr. Königl. Hoheit getreue Mecklenburger erlaubt sich der unterzeichnete Tonnenbund eine Bitte vortragen zu dürfen. Der Bund beabsichtigt eine Reiter - Standarte anzuschaffen. Da uns nun dieses aus eigenen Mitteln nicht möglich ist, bitten wir Er. Königl. Hoheit unterthänigst, uns diesbezügl. Eine Unterstützung zu gewähren. Sr. Königl. Hoheit Ahnen waren dem Bunde immer sehr geneigt, indem den (!) Bund jährlich eine Geldspende zugewandt wurde. Die gedachte Standarte würde wie beiliegendes Muster, einschl. drei Schärpen, 415 Mark kos-ten. Vielleicht haben Königl. Hoheit noch aus der guten alten Zeit eine derartige Reiterstandarte, und würde es uns doppelt freuen, ein derartiges Kleinod dem Verein vorantragen zu können. Als Sr. Königl. Hoheit getreue Mecklenburger entbieten unterthänigsten Gruß
I.A. des Tonnenbund Alba. Junge Wustrow i. Mecklgb. Neueste. 169“
Die Unterstützung wurde vom Großherzog verweigert. Trotzdem wurde vor dem Abschlagen 1925 die neue Standarte in der Großen Straße vor dem „Voß-Hotel" durch Probst Vermehren geweiht. 40 Fahnenträger war Johann Witt, dessen Worte überliefert sind: „Ich nehme sie dankend an und werde sie in Ehren aufbewahren."
Quelle: Fischländer Tonnenfeste · Gunther Lübbe
Die „Schauseite" der Standarte. Die Tonne hängt nach heutigem Verständnis falsch. Tatsächlich gab es aber ursprünglich diese Art der Aufhängung,
Die „Rückseite" der Standarte, die ab 1925 jährlich mitgeführt wird.
Zur richtigen Anzugsordnung der Tonnenbrüder gehören nicht nur Stiefel, dunkle Reithosen und weiße Hemden, sondern neben den obligatorischen „Schippermützen" die entsprechenden Gürtel. Einige Reiter tragen alte, mit Perlen besetzte Stücke, die entweder vererbt werden oder als Schenkung in ihren Besitz kamen und durchweg aus dem 19. Jahrhundert stammen.
Andere hatten ein solches Stück nicht mehr. 1989/1990 nahmen die Tonnenschwestern das Zepter in die Hand und fertigten in aufwendiger Arbeit für jeden Tonnenbruder einen neuen Gürtel an.
Quelle: Fischländer Tonnenfeste · Gunther Lübbe
von links R. Zeplien, W. Niemann, E. Archut (Tonnenkönig), W. Hartmann,verd.?, Fr. Ehrke, R. Schmidt, E. Junge, W. Zeplien, verd.?, H. Röhl, Fr. Kempa
von links W. Hartmann, H. Röhl, A. Hirschke, G. Peters
Barther Schalmeienzug auf dem Weg zum Abschlagen
v. links A. Junge, R. Zeplien, W. Niemann, W. HArtmann, verdeckt?, E. Junge, Fr. Ehrke, W. Zeplien, A. Hirschke - Der Großvater des Tonnenkönigs, Albert Junge, führte die Wustrower Reiter noch im hohen Alter an.
Höhe - Hof Uplegger -Albert Junge
von links, R. Zeplien, Wa. Niemann, E. Archut, W. Hartmann, E. Befeldt, E. Junge, Fr. Ehrke, R. Schmidt, A. Hirschke
H. Röhl ? an der Tonne
Höhe Haus Pekow - Dirketor Schütz Weg? - E. Befeldt an der Tonne
Foto´s Jörg Cyrus Quelle: Gunther Lübbe
Wir feiern 2025 unsere Fahnenweihe...
Termine und Info´s
werden noch bekannt gegeben..